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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

"Bis Sonntag beim Frühschoppen!"

Ernährungs-Workshops, Kabarett, Geschichte, Musik, Literatur, Theater:
Im Wirtshausmuseum "Krone" feiert am 21. August 2016 eine gute Idee ihre 100. Auflage!


Bild: Theo Kölbl


Foto: KUK-Archiv

Das Wirtshausmuseum "Krone" feiert ein Jubiläum, den 100. "Krone-Frühschoppen".
Wie immer wird den Gästen bei einer Tasse Kaffee oder einem Gläschen Wein ein Stück Kultur geboten –
diesmal von
Heide Scherer, Schopfheim-Wiechs mit „WER BEINE HAT, DER LAUFE" – Geschichten von
deutscher Flucht und Vertreibung.

Viele Freiwillige und Ehrenamtliche gehören zu jenen, die die "Krone" nach dem Tod der letzten Wirtin Luis’ Kallfaß 1997 zu dem gemacht haben, was sie heute ist: Ein geselliger Treffpunkt in einem Wirtshaus, das es so eigentlich gar nicht mehr gibt. Man kann dort mit Freunden ein frisches Bier ebenso genießen wie eine Autorenlesung oder ein Kabarett.

Immer freitagabends betreiben die Wirte des neuen "Krone und Kultur Kleines Wiesental e. V." das Lokal (zu den treuesten Gästen gehören übrigens die Mitglieder des Musikvereins Tegernau, die sich nach der Freitagsprobe hier einfinden). Hinter den Steinmauern saßen schon vor mehr als 200 Jahren die Menschen und ließen sich Essen und Trinken schmecken. Das ist bis heute so geblieben (allerdings gibt es nur kalte Speisen). Den heute über 350 Vereinsmitgliedern war es wichtig, das Gasthaus mit all seinen liebenswerten Eigenheiten zu erhalten. Dazu zählen der original Zigarettenautomat aus der D-Mark-Zeit, eine Kühltruhe mit Eis-Werbeaufschrift, eine Musicbox mit echten Singles aus den 60ern, blau gekachelte Öfen und jahrzehntealte Schnäpse und Weine mit vergilbten Etiketten, ebenso wie die Original-Ausstattung von Gaststube, "Herren-"(Neben-)zimmer, Kronesaal und die Stube von Luis' Kallfaß.

Zu den erhaltenswerten Bräuchen zählte insbesondere der sonntägliche Frühschoppen. Hans Viardot, geboren und aufgewachsen in Tegernau, kann sich noch gut erinnern: "Nach dem Kirchgang gingen die Leute früher ins Gasthaus, um dort etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Mittags wurde dann oft im Saal getanzt." Der Sonntag war einst für Landwirte und Handwerker der einzige arbeitsfreie Tag in der Woche, und der wurde schon morgens eifrig für Gesellschaft mit anderen genutzt.

Auf diese Idee wollten die "Krone"-Macher zurückgreifen, als sie vor 11 Jahren mit einem "Frühschoppen" starteten. Hans Viardot: "Wir wollten ein belebtes Wirtshausmuseum, und keines, in das man hineingeht und schnell wieder hinausgeht". Also wurde (und wird) etwas geboten, das die Gäste zum Verweilen einlädt: Literarisches, Heimatgeschichtliches, Kunsthistorisches; mal einen Workshop zu Käse, Bier, Milch; mal Kabarett, Marionettentheater, mal Konzerte, aber auch Vorträge zu Künstlern aus dem Kleinen Wiesental; und, und, und… Die Themen sind weit gespannt, haben aber zwei Dinge gemeinsam: "Den regionalen Bezug und einen gewissen Anspruch" sagt Hans Viardot, der lange Zeit als Arzt in Tegernau arbeitete.

Offenbar hat sich die Adresse der "Krone" auch bei Leuten weit über Tegernau, das Kleine (und Große) Wiesental hinaus herumgesprochen; zunehmend stehen an den Frühschoppen auch Autos von außerhalb des Landkreises auf der Straße. Für die Macher eine Bestätigung, dass ihr Konzept ankommt.

Das gilt auch für die Akteure: Häufig kommen Anfragen von Theatergruppen oder anderen Akteuren, die hier sonntags auftreten wollen - und das ohne Bezahlung - auf die müssen Künstler und Referenten grundsätzlich verzichten. Hans Viardot freut sich: "Da können wir uns die Rosinen herauspicken."

Bericht: BZ/KUK

 

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